Perspektiven für die Nachbarschaftshilfe in Weingarten
Zum Informationsabend versammelten sich einige Interessierte und sorgten für einen vollen Saal.Tina Kiechle
Ende 2024 hat die Sozialstation St. Anna der Stiftung Liebenau ihren Dienst der Organisierten Nachbarschaftshilfe in Weingarten aufgelöst. Um dieses vielgefragte, niederschwellige und wichtige Angebot auch in Zukunft wieder in Weingarten zu verorten, setzen sich mehrere lokale Akteur*innen gemeinsam für eine Lösung und Schließung der Unterstützungslücke ein: die katholische Seelsorgeeinheit Weingarten, das katholische Dekanat Allgäu-Oberschwaben, die evangelische Stadtkirche Weingarten, die Stadt Weingarten und die Caritas Bodensee-Oberschwaben. Eine Idee, die am 09.April im Rahmen eines Informationsabend mit Dialog der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: die Gründung eines gemeinnützigen Vereins zur Weiterführung der Organisierten Nachbarschaftshilfe in Weingarten - getragen von Ehrenamtlichen und unterstützt durch starke Partner wie Kirche und Kommune.
Rund 40 interessierte Bürger*innen und Vertreter der genannten Institutionen kamen zu dieser öffentlichen Veranstaltung ins Gemeindehaus St. Maria, um mehr über die Nachbarschaftshilfe im Allgemeinen, die Situation in Weingarten und die Gründung eines gemeinnützigen Vereins zu erfahren, offene Fragen zu klären und die Möglichkeit, Ideen und Erfahrungen mit einzubringen.
Alle Initiator*innen eint die Vision der Stärkung der solidarischen Stadtgesellschaft durch Mitbestimmung und Mitverantwortung aus der Gesellschaft für die Gesellschaft, wie es bei einem Vereinsmodell möglich ist. Ein Blick nach Kißlegg zeigt, wie gut ein solches kooperatives Modell mit Zivilgesellschaft, Kirche und Kommune funktionieren kann.
Doris Kurzhagen, Vorsitzende des dortigen Vereins "Bürger für Bürger in Kißlegg e.V.", berichtete aus der Praxis: Flache Hierarchien, Unabhängigkeit und Nähe zu den Menschen seien große Vorteile des Vereinsmodells. Zudem spreche die Vereinsträgerschaft auch ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer*innen, im Übrigen die wichtigste Ressource der Organisierten Nachbarschaftshilfe, an, die keiner Kirche mehr angehören oder keinen Bezug dazu haben. Auch die Stadt Weingarten steht hinter dem Projekt. Rainer Beck, Fachbereichsleiter für Gesellschaft, Bildung und Soziales, betonte, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement für das gesellschaftliche Miteinander sei. Die Organisierte Nachbarschaftshilfe in Vereinsträgerschaft könne eine gute Ergänzung zu bestehenden Diensten sein. Dekan Ekkehard Schmid unterstrich das gemeinsame Ziel, die solidarische Stadtgesellschaft in Weingarten zu stärken. Christian Mayer, Leiter des Dienst Solidarität im Alter der Caritas Bodensee-Oberschaben stellte in seinem Beitrag die Unterstützung beim Gründungsprozess des Vereins in Aussicht.
Prinzipiell begleitet und berät die Fachstelle für Organisierte Nachbarschaftshilfe, welche neben den Solidarischen Gemeinden dem Dienst der Solidarität im Alter angehört, circa 40 lokale Gruppierungen in von Organisierten Nachbarschaftshilfen in verschiedenen Trägerschaften im Landkreis Ravensburg und steht dem angehenden Verein in Weingarten auch in künftigen Themen wie Fortbildungen, Einführungskurse, Veranstaltungsplanung, Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit etc. zur Seite.
Das große Interesse der Besucher*innen bestätigt die Vision der Initiator*innen: Die Bereitschaft zur Mitgestaltung ist da. Bereits am Abend der Veranstaltung trugen sich knapp 20 Personen die Interessent*innenliste ein - mit dem Wunsch, sich aktiv in verschiedenster Weise einzubringen: sei es als Vereinsmitglied, im Vorstand oder direkt in der Nachbarschaftshilfe. In den kommenden Wochen werden die ersten gemeinsamen Treffen stattfinden um konkret mit den Interessent*innen in den Prozess der Vereinsgründung einzusteigen. Begleitet wird das Gründungsteam neben der Fachstelle für Organisierte Nachbarschaftshilfe der Caritas Bodensee-Oberschwaben auch von Expert*innen von "K-Punkt Ländliche Entwicklung".
Mitmachen erwünscht!
Wer Interesse hat, sich bei der Vereinsgründung und Vereinsführung oder direkt in der Nachbarschaftshilfe in Weingarten zu engagieren, kann sich per Mail melden an: info.nachbarschaftshilfe@katholisch-weingarten.de
Die Schwäbische Zeitung berichtete bereits über die Geschehnisse am Abend des 9. April: Vereinsgründung ins Auge gefasst