Wie die Energiekrise auch die Region trifft
Vor zehn Monaten war Rainer Müller von der Allgemeinen Sozialberatung in Leutkirch schon einmal im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. Damals hieß die Überschrift: "Steigende Heiz- und Benzinkosten machen Sorge - Finanzielle Engpässe in Leutkircher Haushalten". Das war noch bevor in der Ukraine der Krieg ausbrach und die Inflation auf solch hohem Niveau war. Jetzt, so schildert Rainer Müller, kämen Viele zu ihm, die zuvor noch nie Hilfe vom Staat oder einem Wohlfahrtsverband in Anspruch genommen haben - und auch nie gedacht hätten, dass sie solche Hilfe jemals in Anspruch hätten nehmen müssen. Viele konnten bislang gut von Ihrem Einkommen leben - jetzt geraten sie in finanzielle Schwierigkeiten. Die Allgemeine Sozialberatung kann noch keine konkrete Zahl nennen, wie viel Hilfesuchende jetzt um eine Beratung bitten. Aber die Tendenz ist deutlich.
Bei den Tafelläden kann CariSATT-Leiterin Simone Prommer konkret sagen: "Jeden Monat sind es 40 Kundinnen und Kunden mehr." Der Tafelladen in Weingarten kann den Kundenansturm längst nicht mehr bedienen, muss Ware zukaufen, was allerdings nicht der Grundidee der Nachhaltigkeit entspricht, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.
Bei allem muss man sehen, dass am ehesten die Kinder die Leidtragenden sind, bedenkt man, dass im Schnitt 40 % der Tafel-Kund*innen letztlich Kinder sind. Schrecklich ist die Vorstellung, dass jetzt in unserem reichen Land Kinder frieren müssen, weil das Gehalt der Eltern nicht mehr ausreicht, um die Strom- und Heizkosten zahlen zu können.
Ganz ohne Hoffnung sind Rainer Müller und seine Kolleg*innen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Denn die Solidarität in der Region sei hoch, die Bereitschaft, Mitbürger*innen nicht im Stich zu lassen, sei groß, so der Diplom-Sozialarbeiter.
Helfen Sie daher mit. Fangen Sie diese Familien auf. Jeder kann einen kleinen Teil dazu beitragen.