Petra Honikel im Interview
Vernetzung und Gespräche gehören zum Alltagsgeschäft: Petra Honikel (links) mit Daniela Colleoni. Helen Bartknecht
Glückwunsch Ihnen, Petra Honikel! Wie blicken Sie auf Ihr erstes Jahr als Leitung zurück?
Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Position die Caritas Bodensee-Oberschwaben, den Caritasverband Rottenburg-Stuttgart und unsere Gesellschaft mitgestalten darf.
Was waren besonders prägende oder herausfordernde Momente?
Mein erster Arbeitstag als Leiterin der Caritas Bodensee-Oberschwaben begann mit einem Telefonat mit dem Sozialdezernenten, der mir eröffnete, dass ein Projekt nicht mehr weiterfinanziert wird. Das Telefonat ist symptomatisch für unsere Zeit: Die kommunalen Kassen sind leer und die Aufgaben sind dennoch ungebrochen hoch und vielfältig. Diesen Spagat strukturell und kommunikativ umsichtig zu meistern, war und ist eine wichtige Aufgabe, die mich immer wieder herausgefordert hat.
Gab es etwas, das Sie überrascht hat?
Weniger überrascht, aber beeindruckt bin ich von der inneren Verbundenheit aller Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit und der Caritas.
"Meine Haltung ist geleitet davon, den Mut zu haben, Neues auszuprobieren."
Welche Werte und Haltungen sind Ihnen in Ihrer Leitungsrolle besonders wichtig?
Ich stehe vollkommen hinter den Werten der Caritas, die in unserem Leitbild niedergelegt sind: Als Caritas treten wir ein für Menschenliebe und Gerechtigkeit: offen, anstößig und professionell.
Meine Haltung in der Arbeit ist geleitet vom Mut, Neues auszuprobieren und davon, mich und andere auf das Wesentliche zu fokussieren.
Wie würden Sie die Caritas-Region in wenigen Worten beschreiben?
Geographisch eine der schönsten Deutschlands; im Angebot breit aufgestellt mit ausdifferenzierten Projekten und einem starken solidaritätsstiftenden Standbein; die Mitarbeitenden sehr professionell und motiviert.
Was ist das Besondere an unserer Region?
Die Vielfalt, Breite und Tiefe unserer unterschiedlichen Angebote.
Welche Themen werden die Caritas in den kommenden Jahren besonders beschäftigen?
Unsere Aufgabe als Caritas ist es, die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit mitzugestalten und dabei insbesondere auf die Schwachen in unserer Gesellschaft im Blick zu halten. Wir sind mitten in einer gesellschaftlichen, politischen und auch digitalen Transformation. Da wird es stark darum gehen, die Gesellschaft an sich in ihrem Zusammenhalt zu stärken und die soziale Daseinsvorsorge zu sichern. Ich möchte, dass die Caritas hier eine starke, kooperative, verlässliche und visionäre Partnerin ist.
Für uns als Caritas bedeutet das: Wir müssen flexibel und schnell auf unvorhergesehene Herausforderungen reagieren können, wie in den vergangenen Jahren auf die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und die Energiekrise. Wir müssen uns so aufstellen, dass wir kreativ und anpassungsfähig damit umgehen können. Hier wird digitale Kompetenz eine unabdingbare Rolle spielen.
Was gibt Ihnen persönlich Kraft in Ihrer Führungsaufgabe?
Drei Aspekte, die wahrscheinlich miteinander zusammenhängen: Ich blicke grundsätzlich sehr optimistisch ins Leben - mein Glas ist immer eher halbvoll als halbleer. Ich liebe das Wechselspiel aus Familie und beruflicher Herausforderung. Ich gehe mit großem Gott-Vertrauen durchs Leben.