Organisierte Nachbarschaftshilfe im Fokus: Aktionswochen gestartet
Die meist haupt- und ehrenamtlichen Organisierten Nachbarschaftshilfen vor Ort sorgen mit ihren Strukturen und Angeboten dafür, dass diese allgemeine Romantik auch in konkreten Realitäten ihren Platz findet.
Um diese wichtige Aufgabe bekannter zu machen, hat der Fachverband "Zukunft Familie e. V." der Diözese Stuttgart-Rottenburg die "Aktionswochen Nachbarschaftshilfe" ins Leben gerufen. Auftakt war am bundesweiten Tag der Nachbarschaft am 23. Mai 2025 mit einer Veranstaltung in Wernau. Dort diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wohlfahrtspflege und Nachbarschaftshilfen unter dem Titel "Lückenbüßer Ehrenamt? Sichern Freiwillige unsere Versorgungsstruktur?" über die Bedeutung freiwilligen Engagements für unsere soziale Infrastruktur. Nachbarschaftshilfe ist mehr als ein schöner Gedanke - sie ist ein unverzichtbarer Teil des sozialen Miteinanders vor Ort. In den kommenden Monaten - bis September 2025 - sind über 20 Aktionen wie Tage der offenen Tür, Begegnungs- und Gesprächsrunden, Info-Stände auf Wochenmärkten oder Aktionen bei Gemeindefesten im gesamten Gebiet der Diözese Rottenburg-Stuttgart geplant, einige davon auch im Landkreis Ravensburg.
Dieser Film feierte Premiere: Imagefilm Nachbarschaftshilfe
Die Notwendigkeit der Nachbarschaftshilfe
Organisierte Nachbarschaftshilfen - im Landkreis Ravensburg meist getragen von Kirchengemeinden oder lokalen Vereinen - unterstützen Menschen bei Bedarf in ihrem Alltag. Das kann beim Einkaufen, Kochen, Ordnung halten, bei Ärzt*innenbesuchen, im Umgang mit Demenz oder bei der Kinderbetreuung sein. Dabei geht es nicht nur um praktische Hilfe - auch Zeit schenken, Zuhören, Vorlesen oder einfach Spazierengehen gehören dazu.
Die Notwendigkeit von Unterstützungsangeboten wie es die Organisierten Nachbarschaftshilfen bieten, ist hoch: Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg waren im Jahr 2023 rund 620.000 Menschen im Land auf Hilfe im Alltag oder im eigenen Haushalt angewiesen - sei es altersbedingt, wegen Krankheit oder aufgrund anderer Einschränkungen. (Quelle: Statistisches Landesamt BW, Pflegestatistik 2023)
In einer Zeit, in der familiäre Netzwerke oft nicht mehr greifen, professionelle Pflege oder Haushaltsdienste - bei hohen Kosten und Fachkräftemangel - noch nicht notwendig oder alleinig nicht ausreichend sind und angewandte zukunftsfähige (und altersgerechte) Wohnkonzepte fehlen, schließen Nachbarschaftshelfer*innen eine wichtige Lücke. Sie fördern soziale Teilhabe, Selbstständigkeit und das Leben im aktuellen Wohnumfeld und sorgen für Entlastung im sozialen Umfeld - gerade für ältere Menschen oder Familien in herausfordernden Situationen.
Solidarisches Engagement in der eigenen Nachbarschaft bieten und nutzen - mit Sinn und Freude
Sich in der Organisierte Nachbarschaftshilfe zu engagieren, bedeutet, konkret Gutes zu tun - und es macht Freude. Das bestätigen viele der Engagierten selbst. "Es ist erschreckend zu sehen, wie einsam sich viele Menschen fühlen. Umso bemerkenswerter ist, wie sehr unsere Unterstützung gebraucht wird. Ohne uns müssten viele ihr Zuhause verlassen oder würden vereinsamen", berichtet eine Nachbarschaftshelfer*in aus der Umgebung Bad Waldsees und fährt fort: "Die Dankbarkeit und Wertschätzung der besuchten Menschen und ihrer Angehörigen ist enorm - das macht die Arbeit unglaublich erfüllend. Und auch das Netzwerk der Helfer*innen gibt Kraft und macht Freude." Eine andere Helferin: "Ich wünsche mir diese Art von Unterstützung selbst einmal für mein älteres Ich." Gleichzeitig hat die Organisierte Nachbarschaftshilfe auch ihre Grenzen: "Oft müssen wir Anfragen ablehnen, weil uns passende Nachbarschaftshelfer*innen fehlen oder wir einfach nicht das richtige Angebot sind," berichtet eine Einsatzleitung und Ehrenamtskoordinatorin.
Die Aktionswochen laden dazu ein, die Nachbarschaftshilfen und deren Angebot vor Ort kennenzulernen, mit Engagierten ins Gespräch zu kommen - und vielleicht selbst Teil eines solidarischen Netzwerks zu werden, wenn Sie gerne Zeit mit Menschen verbringen, Ihr Hobby teilen möchten, gerne Fahrdienste erledigen, gut Ordnung halten können oder Ihren Horizont erweitern und neue Lebensgeschichten kennenlernen möchten. Bei den lokalen Organisierten Nachbarschaftshilfen in der Region erwartet Sie eine persönliche und fachliche Begleitung in Ihrem Ehrenamt als Nachbarschafshelfer*in, eine unterstützende Gemeinschaft vor Ort, ein kompetentes und respektvolles Netzwerk, schöne Begegnungen mit (älteren) Menschen, eine Aufwandsentschädigung für Ihren stundenweisen Einsatz, Versicherungsschutz, Fortbildungen, Team-Ausflüge, spirituelle Tage und vieles mehr.
Bei Interesse melden Sie sich gerne bei Ihrer Organisierten Nachbarschaftshilfe vor Ort oder bei der Fachstelle für Organisierte Nachbarschaftshilfe der Caritas Bodensee-Oberschwaben und wir vermitteln Sie an die passende Organisierte Nachbarschaftshilfe in der Region Bodensee-Oberschwaben weiter. Kontakt: Tonia Wild & Gabi Horn-Merz | bos-nachbarschaftshilfe@caritas-dicvrs.de | 0162 633 7741