Neues Bündnis gegen Sexualisierte Gewalt
Im Landkreis Ravensburg ist jetzt ein Bündnis entstanden, das sich gegen Sexualisierte und Häusliche Gewalt sowie gegen Sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend stark macht. Vertreter der Beratungsstelle Brennessel, des Vereins Frauen und Kinder in Not, der Psychologischen Beratungsstelle der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee, der Psychologischen Familien- und Lebensberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben, der Pro-Familia-Beratungsstelle Grüner Turm und des Vereins Weißer Ring unterzeichneten in Ravensburg einen entsprechenden Bündnisvertrag. Ziel des Bündnisses ist es, die regionale interdisziplinäre Kooperation in der Versorgung von Sexualisierter Gewalt betroffener Personen zu stärken und die Prävention flächendeckend und abgestimmt auszuweiten. Der Bündnispartner WEISSER RING e. V., Außenstelle Ravensburg, unter der Leitung von Josef Hiller kommt dann ins Spiel, wenn es um erforderliche Geldmittel für Opfer geht.
Unterzeichneten den Vertrag für ein Bündnis gegen sexualisierte Gewalt (v.l.): Roswitha Elben-Zwirner (Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses), Cora Bures (Leiterin der Beratungsstelle Brennessel), Naomi Redmann (Leiterin Pro Familia), Angelika Hipp-Streicher (Caritas-Fachleitung Soziale Hilfen) und Ralf Brennecke (Geschäftsführer der Diakonie OAB). Josef Hiller (Leiter der Außenstelle Ravensburg von Weißer Ring e. V.) fehlt auf dem Bild.Barbara Müller
Bereits im Herbst 2013 habe es erste Treffen der Beratungsstelle Brennessel mit Diakonie und Caritas gegeben, um ein gemeinsames Kooperationskonzept zu erarbeiten, berichtete Cora Bures, Geschäftsführerin und Leiterin von Brennessel e. V. - Hilfe gegen Sexuellen Missbrauch. Von Januar 2019 bis Dezember 2021. beteiligte sich Brennessel dann an dem Bundesmodellprojekt WvO - Wir vor Ort gegen Sexualisierte Gewalt. "Ein Projektschwerpunkt war die Weiterentwicklung von Netzwerkstrukturen im Landkreis Ravensburg", so Cora Bures. Die Idee eines Bündnisses gegen Sexualisierte Gewalt in Kooperation mit den Beratungsstellen wurde daraufhin unter der Koordination von Brennessel wiederbelebt und weiterentwickelt. Bündnisarbeitstreffen und Einzelgespräche fanden statt, Leitlinien wurden verabschiedet. Auch Jugendamtsleitung und Sozialdezernenten wurden mit einbezogen.
Den Bündnispartnern sei es wichtig gewesen, klare Abläufe und Strukturen in der Zusammenarbeit zu formulieren und ressourcenschonende Kooperationen sowie eine flächendeckende und aufeinander abgestimmte Prävention zu entwickeln, sagte Angelika Hipp-Streicher, Fachleitung Soziale Hilfen der Caritas Bodensee-Oberschwaben: "Wir schaffen nachhaltige Rahmenbedingungen, in denen Sexualisierte Gewalt erkannt, aufgedeckt, opfergerecht bearbeitet und wenn möglich verhindert wird." Alle Bündnispartner brächten sich mit ihren fachspezifischen Schwerpunkten und Aufgaben mit ein, sagte Ralf Brennecke, Geschäftsführer der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee. "Wir verstehen uns auch als Schulterschluss gegen potenzielle Täter", betonte er.
Das Bündnis ist niederschwellig gestaltet und bildet das Hilfenetzwerk transparent ab. Eine strukturierte Kooperation - auch mit anderen Akteuren wie Jugendamt, Polizei und Kripo, Justiz, Gesundheitswesen und allen Organisationen, die mit der Thematik Sexualisierte Gewalt in ihrem Arbeitsfeld konfrontiert sind - bildet dabei die Basis und wird vom Bündnis weiterentwickelt.
Als großen Vorteil des Bündnisses hob Roswitha Elben-Zwirner, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhauses von Frauen und Kinder in Not e. V., hervor, dass "die Verlässlichkeit im Bündnis nicht an einzelne Personen, sondern an Institutionen gebunden" sei und die Öffentlichkeit noch stärker mit einbezogen werde. Es gebe noch viel zu tun - vor allem auch in Sachen Prävention, sagte Naomi Redmann, Leiterin der Pro-Familia-Beratungsstelle Grüner Turm. Mit rund 15.000 Fällen von sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen registrierte die Polizei Statistiken zufolge im vergangenen Jahr einen Anstieg um 6,3 Prozent gegenüber 2020. Etwa 85 Prozent der Fälle hätten sich im direkten sozialen Umfeld ereignet, so Cora Bures. Auch die Dunkelziffer werde eher größer. "Für eine erfolgreiche Arbeit braucht es alle Partner." Zwischen den beteiligten Bündnis-Beratungsstellen werde es enge Absprachen abgeben. Eine Daten- und Informationsübermittlung sei allerdings nur in Absprache mit den Klientinnen und Klienten und nach dem Einholen einer Schweigepflichtentbindung möglich. Jetzt gehe es darum, die Bündnisleitlinien konsequent umzusetzen. Geplant sind zudem regelmäßige Austausch- und Arbeitstreffen sowie gemeinsame Fachtage.
Text: Barbara Müller