Migrationsberatung im Kreuzfeuer des Sparhaushalts: „Finanzierungsstruktur bleibt unsicher“
Von links nach rechts: Heike Breitweg, Agnieszka Brugger, Svenja Labor und Angelika Hipp-Streicher.Caritas
Weingarten - Sowohl Migrations- als auch Fluchtbewegungen sind dauerhafte Phänomene in der Welt, in Europa, in Deutschland und vor Ort. In Deutschland wurden im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte gute Instrumente und Programme zur Integration geschaffen. Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) ist ein essenzieller Teil der Integrationsförderung. Das Ziel der Integrationsarbeit mit der MBE ist es, die Voraussetzungen zu einem eigenständigen Leben in Deutschland zu schaffen. Dazu gehören die Anerkennung von schulischen und beruflichen Abschlüssen, Qualifizierungsmaßnahmen, um möglichst schnell ein eigenverantwortliches Leben in Deutschland zu führen. Die Zielgruppe der Beratung sind grundsätzlich erwachsene Zugewanderte mit Bleibeperspektive.
Der Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart beteiligte sich von Anfang an (2005) an der Durchführung der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte. Der Finanzvolumen des Programms belief sich im aktuellen Jahr 2024 auf 77,5 Millionen Euro. Aktuell konnte der Betrag im gleichen Umgang gehalten werden. Leider steht die Finanzierung des Angebotes jedes Jahr vor Kürzungsdiskussionen. Vor diesem Hintergrund betont die Cartias-Fachleiterin Angelika Hipp-Streicher: "Die Reduzierung der Fördermittel zieht leider die Reduzierung der Stellenanteile der Caritas mit sich. Für die Aufrechterhaltung des Angebotes finanziert die Caritas jetzt schon 30 % der Kosten.” Die Caritas verantwortet im Landkreis 1,5 Stellen und ist mit diesem Angebot der einzige Anbieter. "Unsere dringende Bitte ist es eine gesicherte und dauerhafte Finanzierung zu bewirken und die Finanzierungsgrundlage auf 81,5 Millionen Euro (Grundlage 2023) wieder in den Blick zu nehmen”, so fordert Angelika Hipp-Streicher und argumentiert: "Integrationspolitik für Menschen mit Bleibeperspektive, die aktiv in unserer der Gesellschaft ihre Ressourcen einbringen, muss nachhaltig angelegt sein im Sinne einer strukturellen Förderung.”
Im Austausch mit Integrationsmanagerinnen des Integrationszentrums Weingarten sprach die Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger über die Finanzierung dieser wichtigen Aufgaben. "Eigentlich wäre eine Aufstockung der Stellen notwendig", sagte die Grünenpolitikerin ganz klar und deutlich. Es gab einen Konsens darüber, die Arbeit der MBE dauerhaft öffentlich präsent zu halten, damit Politik und Gesellschaft informiert blieben. Dabei helfe es, vor allem die positiven Geschichten zu erzählen, die Erfolgsgeschichten der Migrant*innen in den Vordergrund zu rücken. In den Medien nähmen die Negativschlagzeilen zu viel Raum ein. Gerade die Arbeit der MBE zeige, wie Integration in der Region Bodensee-Oberschwaben nachhaltig gelingen kann.