Kinderstiftung Bodensee: Positive Bilanz nach zehn Jahren
Überlingen. Im Oktober 2011 gründeten die Caritas-Region Bodensee-Oberschwaben und der Caritas-Verband des Dekanats Linzgau die Kinderstiftung Bodensee. Heute feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen und die Verantwortlichen sowie zahlreiche Ehrenamtliche können eine positive Bilanz ziehen. Damals erkannte man die Not der Kinder und ihrer Familien - und heute ist die Kinderstiftung wichtiger denn je.
Die Vision: Gute Startchancen für alle Kinder
Der Kuratoriumsvorsitzende Benedikt Otte, Monika Reitz-Hehl (aus Meckenbeuren, ist fast seit Gründung als Ehrenamtliche mit dabei), unten: Maren Dronia (Projektleiterin der Stiftung), oben: Petra Demmer (Geschäftsführerin), Daniela Nimptsch (aus Überlingen, kannte bereits ähnliche Angebote aus der Schweiz und fand so zur Kinderstiftung Bodensee),
Ewald Kohler (Mitbegründer der Stiftung und Geschäftsführer) kamen zum zehnjährigen Bestehen der Kinderstiftung Bodensee zum Gespräch zusammen.
Kinderstiftung
Schon damals erkannten die Gründer Handlungsbedarf. Auch im wohlhabenden Bodenseekreis gibt es viele Kinder, deren Entwicklung beeinträchtigt ist, weil sie unter belasteten Familienverhältnissen aufwachsen. Allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft gute Startchancen ins Leben zu ermöglichen, war die Vision, die die beiden Caritasverbände bei der Gründung im Auge hatten. "Projekte aufzulegen, die Kinder in ihren Entwicklungschancen fördern war und ist unser großes Anliegen", sagt Ewald Kohler, einer der beiden Initiatoren der Stiftungsgründung und zusammen mit Petra Demmer einer der Geschäftsführer der Kinderstiftung Bodensee. Von Anfang an war es der Stiftung wichtig, möglichst in vielen Kreisgemeinden aktiv zu werden und mit möglichst vielen Schulen und Kindertagesstätten zu kooperieren. Es sollten multiplizierbare Projekte sein, die "gut verständlich und mithilfe vieler Ehrenamtlicher umsetzbar" sind, so Kohler. Die Kinderstiftung Bodensee hat seit ihrer Gründung eine Vision und denkt über den Tag hinaus. Sie will Impulse für einen kinderfreundlichen und kinderfördernden Bodenseekreis setzen.
Vorlesen ist eine elementare Bildungsförderung
Sigrid Obenland liest vor.Kinderstiftung
Im Gründerjahr fiel der Startschuss für das Vorlesenetzwerk - nunmehr das Flaggschiff der Stiftung. Das regelmäßige Geschichten-Lesen an Kitas, Schulen und in Bibliotheken gilt als elementar für die sprachliche Entwicklung der Kinder. Geschulte Ehrenamtliche - im Vor-Corona-Jahr gab es mit 120 Vorlesepatinnen und -paten einen Rekord - schenken den Kindern Zeit und Zuwendung, fördern deren Ausdrucksfähigkeit und Phantasie und geben Anreiz, dass Kinder einmal selbst ein Buch in die Hand nehmen. Insgesamt wurden bereits stattliche 11680 Stunden vorgelesen und damit pro Woche 700 Kinder erreicht. "Das Vorlesenetzwerk ist unser absolutes Vorzeigeprojekt. Unser Dank gilt den zahlreichen Ehrenamtlichen, die hier unbezahlbare Arbeit leisten. Sie haben den Kindern Zeit geschenkt und sie mit dem Lesen beglückt", so der Vorsitzende des Kuratoriums, Benedikt Otte. Einen sehr guten Draht zu den Ehrenamtlichen pflegt die Projektleiterin Maren Dronia. Sie kennt wiederum auch die Bedürfnisse der Kinder und der Familien. So können alle Kinder mit dem Projekt erreicht werden.
Die materielle Notlagenhilfe (Kleidung, Schuhe und Möbel für Kinder aus einkommensschwachen Familien, Projekt von 2014 bis 2020) und die Ferien- und Freizeitaktivitäten (positive Gemeinschaftserlebnisse in der Gruppe, Projekt seit 2018) sind als zweitwichtigste Projekte zu nennen und lassen sich ebenfalls als erfolgreiche Maßnahmen gegen Kinderarmut verbuchen. Im Schnitt wurden jährlich mit der Notlagenhilfe 246 Kinder unterstützt, mit den Gruppenangeboten rund 300 Kinder. Im Corona-Jahr erreichten 566 Kinder sogenannte Familien-Pakete. Auch in den Bereichen Sport (Stockkampf) und Kultur (Trommeln, Theater) gab es verschiedene Projekte.
Für innovative Projekte ist die Stiftung weiterhin auf Spenden angewiesen
In zehn Jahren kamen beträchtliche Summen zusammen. So wurden für kinderbezogene Förderprojekte insgesamt 771 000 Euro ausgegeben, davon 164 000 Euro für die inzwischen eingestellte materielle Notlagenhilfe. Die Kinderstiftung wird auch in den kommenden Jahren auf großzügige Spenden und Drittmittel angewiesen sein, um die bereits laufenden, aber auch neue innovative Projekte finanzieren und durchführen zu können. "Die beträchtliche Summe an Spenden und Einnahmen der letzten Jahre beweist eine hohe Bereitschaft seitens Einzelpersonen, Stiftungen, Service-Clubs, Firmen und sonstigen Organisationen im Bodenseekreis, sich für die Kinder in ihrer Region einzusetzen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Darauf blicken wir dankend zurück und erhoffen uns das Vertrauen und die große Spendenbereitschaft auch weiterhin", sagt Geschäftsführerin Petra Demmer.
Die Corona-Krise hat die Lebenssituation vieler Familien grundlegend verändert und verschärft. Familien, die ohnehin schon benachteiligt waren, trifft die Krise noch härter. "Wenn es die Stiftung noch nicht gäbe, hätten wir sie jetzt wegen Corona gründen müssen", sagt Benedikt Otte. Die Arbeit der Stiftung ist gefragt. Auch mit diesem Hintergrund hat das Leitungsteam zwei, drei neue Projekte auf den Weg gebracht. Diese befinden sich noch in der Aufbauphase. Bereits bekannt gemacht wurde das Projekt namens "LUChS". Hier erhalten Schüler*innen durch kontinuierliche Begleitung die Chance auf Bildung und individuelle Unterstützung. Denn Eltern können ihre Kinder unterschiedlich gut bei schulischen Problemen unterstützen oder Hilfestellung bieten. Dies hat verschiedene Ursachen. Die Stiftung setzt mit LUChS an dieser Erkenntnis an, um Kindern und Jugendlichen unabhängig der eigenen Familiensituation bedarfsgerechte Förderung zu ermöglichen. Mehr Informationen finden Sie hier.