Inspirierender Auftakt der Caritas-Sammel-Woche
Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau (links), und Caritas-Regionalleiter Ewald Kohler diskutieren im Refektorium.Caritas/Helen Bartknecht
Weingarten - Die Caritas Baden-Württemberg bittet vom 18. bis 26. September die Bevölkerung um finanzielle Unterstützung für benachteiligte Menschen. Die landesweite Sammelwoche steht dieses Jahr unter dem Motto "Hier und jetzt helfen". Die feierliche Eröffnung fand im Rahmen eines Gottesdienstes am Sonntagmorgen in der Basilika St. Martin in Weingarten mit Hauptzelebrant Weihbischof Thomas Maria Renz und Dekan Ekkehard Schmid statt. Das Thema der Predigt lautete: Kinder können uns Vorbild sein, wenn es um Nächstenliebe und solidarisches Handeln geht. "Beim Runden Tisch nachher geht es darum, was es braucht, um gut alt zu werden. Jetzt geht es zuerst um Kinder und ums Kindsein. Und das ist gut so, weil es der Kirche und der Caritas immer um Jung und Alt gehen muss. Für sie alle geht es darum, ihnen zu helfen, wenn sie in Not sind, hier und jetzt", sagte Weihbischof Thomas Maria Renz in seiner Predigt.
Der demografische Wandel - ein hochbrisantes Thema
Weihbischof Thomas Maria Renz predigte in der Basilika.Caritas/Helen Bartknecht
Zum Auftakt der Sammelwoche lädt jedes Jahr eine andere Caritas-Region ein. Dieses Mal war die Caritas-Region Bodensee-Oberschwaben an der Reihe. Im Refektorium des ehemaligen Klosters in Weingarten äußerten sich Vertreter aus Kommunen, Kirche und Gesellschaft zum Thema "Zusammenleben neu denken - um gut alt werden zu können, braucht es die Mithilfe des ganzen Dorfes". Caritas-Regionalleiter Ewald Kohler moderierte die Runde. "Der demografische Wandel - ein hochbrisantes Thema, das uns alle betrifft", sagte er eingangs. Dekanatsreferent Ansgar Grimmer betonte in seinem Impuls, dass "bisherige Konzepte für das Leben im Alter an ihre Grenzen stoßen". Aber wie geht es dann weiter? Wie und wo brauchen Menschen Unterstützung im Alter? So lautete die Fragestellung. Man habe festgestellt, dass die Menschen vorrangig "zuhause" betreut werden wollen, meinte Reinhard Friedel, Sozialdezernent beim Landkreis Ravensburg, in seinem Redebeitrag.
Projekt "Solidarische Gemeinde" als Lösungsansatz
Petra Honikel, Caritas-Stabstellenleiterin für Strategische Projekte, stellte das neue Projekt „Solidarische Gemeinde“ vor.Caritas/Helen Bartknecht
Richtig. In den eigenen vier Wänden sei Hilfe gefragt, weshalb die Zivilgesellschaft das Entscheidende sei, sagte Petra Honikel, Caritas-Stabstellenleiterin für Strategische Projekte. "Es sollte für jeden dazugehören, sich sozial zu engagieren." Sie stellte zu Beginn das Projekt "Solidarische Gemeinde" als möglichen Lösungsansatz vor. Das noch sehr junge Projekt wurde von der Caritas Bodensee-Oberschwaben Anfang des Jahres in Kooperation mit dem katholischen Dekanat Allgäu-Oberschwaben und dem Landkreis Ravensburg initiiert. Es soll eine seniorengerechte Gemeindeentwicklung vor allem in ländlichen Kommunen in Gang bringen. "Feuer und Flamme" für ein solches Projekt ist etwa die Berger Bürgermeisterin Manuela Hugger. Berg werde sich am Projekt "Solidarische Gemeinde" beteiligen, da die Heimatverbundenheit sehr groß sei. "Die Menschen wollen in ihrem Ort bleiben und dieses Projekt setzt genau hier an", sagte Hugger. Konsens in der Runde bestand darüber, dass bezahlbarer Wohnraum in Zukunft auch für Senioren eine zentrale Rolle spielen wird. Funktionieren die sogenannten Generationenhäuser? Wie erschließt man bezahlbaren Wohnraum? Hier positionierten sich Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, und die Grünen-Landtagsabgeordnete Petra Krebs, klar. Grundstücke müssen bezahlbar werden. Die Menschen müssen genug Geld fürs Wohnen haben - die Rente muss dafür reichen.
Im Corona-Jahr 2020 Spendenbeitrag von 2 Millionen Euro
Insgesamt hat die Caritas-Sammlung in Baden-Württemberg laut der Diözesan-Caritasverbände Freiburg und Rottenburg-Stuttgart im Jahr 2020 knapp 2 Millionen Euro erbracht. In der für alle schwierigen Situation, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist, konnte das Spendenergebnis gegenüber dem Vorjahr (2019) um gut 100.000 Euro gesteigert werden. Für die beiden Diözesan-Caritasdirektoren Thomas Herkert (Freiburg) und Pfarrer Oliver Merkelbach (Rottenburg-Stuttgart) ist das ein starkes Zeichen solidarischen Handelns dafür, "dass diejenigen, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind, nicht übersehen werden". Die trotz schwieriger äußerer Umstände erfolgreich durchgeführte Spendenaktion werten Merkelbach und Herkert auch als Vertrauensbeweis für die Arbeit der Caritas: "Mit ihrer Spende unterstützen die Bürgerinnen und Bürger die karitative Arbeit in vielen verschiedenen Tätigkeitsbereichen, und dafür sagen wir ein herzliches Dankeschön." Die Hälfte des Gesamtbetrages verbleibt in den Pfarrgemeinden. Die andere Hälfte steht den Caritas-Verbänden zur Verfügung, die damit die Basisarbeit in den Regionen finanzieren.