„Es war mir wichtig, ein verlässlicher Partner zu sein“
Nach fast sechs Jahren verabschiedet sich Anja Hornbacher von der ZUHAUSE LEBEN-Stelle der Caritas Bodensee-Oberschwaben in Leutkirch, die zum Jahresende ihre Türen schließt. Caritas Bodensee-Oberschwaben
Ravensburg/Leutkirch - Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und damit rückt auch der letzte Arbeitstag von Anja Hornbacher näher. Nach fast sechs Jahren verabschiedet sie sich von der ZUHAUSE LEBEN-Stelle der Caritas Bodensee-Oberschwaben im Rathaus in Leutkirch, die zum Jahresende ihre Türen schließt. "Aber es geht auch nach meinem Abschied weiter", sagt sie. Ab Januar übernehmen Mitarbeiter des Pflegestützpunktes des Landkreises Ravensburg ihre Aufgaben. Der Grund: Der neue Rahmenvertrag zwischen den Kranken- und Pflegekassen und den kommunalen Spitzenverbänden lässt eine Kooperation mit freien Trägern wie der Caritas für die Pflegeberatung nicht mehr zu.
Anja Hornbacher hat die ZUHAUSE LEBEN-Stelle in Leutkirch ausgebaut und neu eingerichtet - mit dem Ziel, die Versorgung des Allgäus im Sozialraum Leutkirch mit Isny, Aitrach, Aichstetten, Argenbühl und Kißlegg zu stärken. Neben der Beratungsstelle in Leutkirch gab es auch ein Büro in Isny mit wöchentlichen Sprechzeiten. Das Angebot einer neutralen und unabhängigen Beratung für Senioren, kranke Menschen, Menschen mit Behinderung und Angehörige wurde gut angenommen. "Ich habe in den vergangenen Jahren viele Kilometer mit dem Auto zurückgelegt, um nah dran an den Ratsuchenden zu sein, sagt sie." Auch wenn viele Beratungen telefonisch oder in der Beratungsstelle erfolgten, mussten immer wieder auch Hausbesuche gemacht und Vor-Ort-Gespräche geführt werden, um für die jeweilige Lebenssituation der Betroffenen passgenaue individuelle Lösungen finden zu können. "Mir war es immer eine Herzensangelegenheit, für alle ein verlässlicher Partner zu sein", betont Anja Hornbacher. Sie habe die Arbeit, die ihr einen großen Gestaltungsspielraum ermöglicht, aber auch viel Sensibilität und Kreativität erfordert habe, sehr gern gemacht, betont sie. "Die Menschen waren immer dankbar, wenn ich sie auf ihrem Weg durch den Angebots- und Formulardschungel begleitet habe." Die Beratungsarbeit habe schnelles, flexibles und unbürokratisches Handeln erfordert - mit dem Ziel, die Lebensqualität und Lebensführung im häuslichen Umfeld zu unterstützen. Im Zuge der Corona-Pandemie habe sich die Beratungssituation verändert und teilweise erschwert, berichtet Anja Hornbacher. Viele Klienten seien durch die stetig angepassten Hygiene- und Kontaktregelungen und die Veränderungen bei den Angeboten für Pflegebedürftige verunsichert. "Bei mir konnten sie ihre Sorgen und Nöte loswerden. Ich habe oft zuerst einmal nur zugehört."
Das Vertrauen seitens der Caritas, die ihr viel Gestaltungsspielraum für individuelle Aufgaben und Entwicklungen in der Region gelassen habe, und auch das Vertrauen der Kommunen und der Netzwerkpartner, für die sie Ansprechpartnerin war, hätten sie in all den Jahren motiviert und getragen. So gab es viele Schnittstellen mit Partnern vor Ort, um auch die Strukturen und die Themen für Menschen mit Einschränkungen und Pflegebedarf voran zu bringen. Gerne denkt Anja Hornbacher an die Gremien- und Netzwerkarbeit zurück, die in den Kommunen in verschiedenen Formen entsprechend der örtlichen Gegebenheiten in einem guten Miteinander erfolgte und neben der Einzelfallhilfe ein weiteres Standbein der Beratungsstellen war.
Klienten in ihrem häuslichen Umfeld zu beraten, sei eine Stärke des ZUHAUSE-LEBEN- Beratungsangebotes, das geholfen habe, bedarfsgerechte Lösungen miteinander zu entwickeln. Anja Hornbacher habe sich stets anwaltschaftlich, nachhaltig, vorausschauend und empathisch für Senioren eingesetzt und sich als Managerin im Einzelfall und im Sozialraum bestens bewährt, lobt Angelika Hipp-Streicher, Caritas-Fachleiterin Familie und Integration. Sie habe den Aufbau und die Vernetzung von Hilfen vor Ort vorangetrieben und auch bürgerschaftlich Engagierte motiviert und unterstützt. Die vertrauensvolle und sehr gute Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern vor Ort sowie den Städten und Gemeinden und auch das Caritas-interne Netzwerk mit seinen vielfältigen Diensten und Hilfeangeboten seien für sie dabei äußerst hilfreich gewesen, betont Anja Hornbacher.
Künftig wird Anja Hornbacher ihr Engagement bei der Caritas fortsetzen. Ab Januar begleitet sie das neu entwickelte Konzept der Caritas Bodensee-Oberschwaben, das in Kooperation mit dem Katholischen Dekanat Allgäu-Oberschwaben zum Aufbau von Solidarischen Gemeinden im Landkreis Ravensburg entwickelt wurde. Die Fachstelle "Solidarische Gemeinden" wird im Caritas-Zentrum in Ravensburg angesiedelt sein. Ziel dieses Projekts ist es, gemeinsam mit interessierten Kommunen des Landkreises, BürgerInnen und den örtlichen Akteuren seniorengerechte Wohn- und Lebensbedingungen zu stärken, Bewährtes beizubehalten und weiterzuentwickeln, Neues in den Blick zu nehmen und vor allem Angebote im Vorfeld der Pflege mit einem stärkenden präventiven Ansatz zu entwickeln. "Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Partnern vor Ort ist uns dabei sehr wichtig. Wir freuen uns, dass verschiedene Kommunen bereits ihr Interesse signalisiert haben. Die Stadt Aulendorf wird die erste Kommune am Start sein", berichtet Angelika Hipp-Streicher.