40 Jahre Erziehungsberatung Friedrichshafen
Mit zahlreichen Gästen feierten (vorne von rechts) die beiden Beratungsstellenleiterinnen Bernadette Lembke (Überlingen) und Annika Dohrendorf (Friedrichshafen) in Kluftern 100 Jahre Erziehungsberatung im Bodenseekreis.Caritas
"Wir arbeiten eng zusammen, daher möchten wir auch zusammen feiern", sagte Annika Dohrendorf, Leiterin der Psychologischen Familien- und Lebensberatungsstelle Friedrichshafen, vor kurzem in Kluftern. Mit vielen Gästen wurden dort 60 Jahre Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Überlingen, sowie 40 Jahre Psychologische Familien- und Lebensberatungsstelle, Friedrichshafen, gefeiert - zusammen also 100 Jahre Erziehungsberatung der Caritas im Bodenseekreis. Trotz der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Diözesen (Friedrichshafen: Diözese Rottenburg-Stuttgart, Überlingen: Erzdiözese Freiburg) und daher unterschiedlichen Caritas-Regionen als Träger gebe es viele Gemeinsamkeiten, betonten Annika Dohrendorf und Bernadette Lembke, Leiterin der Überlinger Beratungsstelle. Beide Einrichtungen arbeiten mit denselben Kooperationspartnern zusammen, leiten ein gemeinsames Projekt in Markdorf und sind teilweise auch in Beratungen gemeinsam tätig. Das Arbeitsgebiet der Beratungsstelle Überlingen umfasst den westlichen Bodenseekreis mit circa 95.000 Einwohnern, die Beratungsstelle Friedrichshafen, die 1977 ursprünglich als Außenstelle von Überlingen ins Leben gerufen wurde, versorgt rund 110.000 Einwohner im westlichen Bodenseekreis. Die Angebote beider Einrichtungen sind kostenfrei und niederschwellig.
Man dürfe nicht vergessen, dass die beiden Regionen vor der Unterteilung in Baden und Württemberg gemeinsam zum Bistum Konstanz gehört hätten, gab Peter Nicola, Dekan Linzgau, in seinem Grußwort zu bedenken. Die Grenze sei daher vielleicht gar nicht so bedeutsam. 100 Jahre Erziehungsberatung im Bodenseekreis stünden auch für Erfahrung, Kontinuität und Stabilität, betonte Simone Schilling, Leiterin des Jugendamts Bodenseekreis. Beide Beratungsstellen seien mit ihren bedarfsgerechten Angeboten unverzichtbare Partner des Jugendamts, sagte sie und bedankte sich bei allen Mitarbeitern der Beratungsstellen für die "gute, erfolgreiche, positive und kreative Arbeit mit Familien und jungen Menschen." Auch er wünsche sich nur, dass beide Beratungsstellen "so weitermachen wie bisher", betonte Sebastian Braunert, Referent für Psychologische Familien- und Lebensberatung.
Wer Kinder stark machen wolle, müsse sie schätzen, sagte Professor Dr. Richard Münchmeier, emeritierter Professor für Sozial- und Jungendpädagogik, in seinem Jubiläumsfest-Fachvortrag. Das Zusammenleben der Familien heute basiere auf vielfältigen Strukturen und Familienformen sowie ganz anderen Voraussetzungen als noch vor 60 Jahren. Erziehung müsse daher im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklungen immer wieder überdacht werden. Wie sich die Erziehungsberatung der Caritas in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt hat, hatten die beiden Beratungsteams zuvor in einem Film mit jahrzehntbezogenen Szenen anschaulich-originell vor Augen geführt - von der anfänglich mehr diagnostisch und therapeutisch ausgerichteten Arbeit bis hin zur heute stärker fokussierten Beratung und Begleitung mit spieltherapeutischen Ansätzen. "Wir brauchen Erziehungsberatung - auch im 21. Jahrhundert", so die einhellige Meinung.