Suchthilfen retten!
Wir beteiligten uns aktiv am bundesweiten Aktionstag "Suchthilfe retten" und setzten mit Schildern, Plakaten und der sinnbildlichen Gemeinschaftsaktion "Die Caritas am Boden” ein Zeichen.
WARUM?
Bereits seit Jahren macht die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) auf die prekäre Finanzsituation bei den Suchtberatungsstellen aufmerksam und plädiert für eine verlässliche und auskömmliche Finanzierungsausstattung sowie einen abgesicherten rechtlichen Rahmen, in dem die Suchtberatung als Pflichtleistung definiert ist. Der Landeszuschuss wurde jedoch seit 1999 nicht mehr angepasst, sodass die Träger zunehmend die Defizite kompensierten.
Jetzt hat der Landkreis Ravensburg im Oktober außerdem Stellenkürzungen bei den Suchhilfen der Caritas Bodensee-Oberschwaben beschlossen. Hintergrund dafür ist die schwierige Haushaltslage.
Eine starre Schuldenbremse, verbunden mit Einsparungen von Personalstellen, wird den Herausforderungen im Bereich der Suchthilfe nicht gerecht. Die Zahl der Hilfesuchenden ist nach wie vor sehr hoch. Neue Zielgruppen kommen hinzu.
"Die ambulante Suchtberatung wird nach wie vor als Freiwilligkeitsleistung gesehen. Die Einsparungen haben strukturelle Auswirkungen auf das zukünftige Leistungsangebot. Konkret bedeutet dies, dass wir nicht mehr an allen Standorten Beratung anbieten können. Die bisherige Grundlage einer sozialraumorientierten Versorgung ist nicht mehr gegeben”, sagt die Fachleiterin der Caritas, Angelika Hipp-Streicher.
"Außerdem entstehen dadurch Wartezeiten für Erstkontakte und Folgetermine. Dies wirkt sich negativ auf Behandlung, Therapie und Rehabilitation der Betroffenen aus”, berichtet die neue Leiterin der Suchtberatungsstelle Michaela Alexandridis. Auch die Vertretungen der Selbsthilfegruppen sehen diese Auswirkungen mit großer Sorge.
Die Caritas beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag, um über die einschneidenden Veränderungen zu informieren. "Wir hoffen, dass die geplante finanzielle Nachbesserung des Landes ab 2025, das Ausmaß der Kürzungen von geplant 1,3 Fachstellen, auf 0,6 Stellen reduziert. Kürzungen im Bereich der ambulanten Suchthilfe sehen wir jedoch, gemessen an den rasanten Entwicklungen in den Bedarfen, als kontraproduktiv: Verändertes Konsumverhalten, Zunahme von jungen Konsumenten, Legalisierung von Cannabis, Wegfall von Präventionsstrukturen etc.”, sind sich die Fachkräfte einig.