Kreativität und Flexibilität sind gefragt
Ravensburg/Weingarten/Aulendorf - Corona verändert vieles und tangiert nicht zuletzt die Integrationsarbeit, die für die Caritas Bodensee-Oberschwaben auch in der aktuellen Krisenzeit einen hohen Stellenwert hat. "Die Covid-19-Pandemie erfordert von uns zwar ein Umdenken und Umorganisieren, wir sind aber dennoch als Ansprechpartner für hilfesuchende Menschen da und gut erreichbar", sagt Constanze Rauch, Leiterin des Caritas-Dienstes Familienhilfen und Migration. Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf habe im Zuge von Corona eher zugenommen, die Beratungen im Integrationsmanagement seien intensiver und die Beratungsinhalte komplexer geworden. "Vor allem Existenz- und andere Ängste sind als neue Schwerpunktthemen hinzugekommen", berichtet Constanze Rauch. Die Ratsuchenden kommen aus allen Altersgruppen - viele Familien und Alleinerziehende, aber auch ältere Menschen sind darunter. "Unser Ziel ist es, auch in Corona-Zeiten allen eine gute Unterstützung anzubieten, um mit der Alltagssituation zurechtzukommen", betont Constanze Rauch. Die Caritas-Integrationsmanager können in ihrer Arbeit im Rahmen eines effektiven Netzwerks sowohl auf eigene Dienste und Angebote als auch auf externe Partner zurückgreifen. Kreativität und Flexibilität seien dabei mehr denn je gefragt.
Wichtige Anlaufstelle in Weingarten
Bei schönem Wetter werden die Face-to-Face-Beratungen nach draußen verlegt – wie hier in den Garten beim Integrationszentrum Weingarten. Caritas Bodensee-Oberschwaben
Von einem erhöhten Beratungsbedarf, der alle Beteiligten vor große Herausforderungen stelle, berichtet auch Caritas-Integrationsmanagerin Svenja Gatter. "Wir haben im Integrationszentrum Weingarten seit Anfang des Jahres über 500 Beratungen durchgeführt." Durch Auflagen und Kontaktsperren sei die Kommunikation erschwert. Nicht alle Anfragen könnten über Telefon oder E-Mail abgehandelt werden. Oft landeten auch Formulare und Anträge im Briefkasten des Integrationszentrums, die dann telefonisch in verständlicher Sprache erklärt, von den Beratern ausgefüllt und den Adressaten zurückgebracht würden. Vor allem Themen wie Arbeitsuche und Wohnungslosigkeit, Verlängerung von Aufenthaltstiteln, Beantragung von Sozialleistungen, finanzielle Nöte und Existenzängste sowie die Unsicherheit, welche Auswirkungen die Pandemie auf die persönliche Situation hat, dominieren derzeit die Anfragen. "Da es auch mit anderen Einrichtungen und Behörden keine direkten Kontaktmöglichkeiten gibt, dauert die Bearbeitung von Anträgen oft länger und ist komplizierter", berichtet Svenja Gatter. Zudem fehle vielen Ratsuchenden eine technische Hardware-Ausstattung und das Know-how im Umgang mit digitalen Medien. Familien, deren Kinder im Homeschooling seien, seien in diesem Bereich vielfach auf Unterstützung angewiesen. "Auch hier versuchen wir individuell und möglichst schnell zu helfen", so die Integrationsmanagerin. Das Gleiche gilt für das Angebot der Migrationsberatung, auch hier sind die Nachfragen unverändert. Jetzt gehe es langsam und in kleinen Schritten in Richtung Normalisierung. So finden bei schönem Wetter unter Einhaltung aller Hygienevorschriften Face-to-Face-Beratungen im Garten des Integrationszentrums statt. Zudem wurde ein Gruppen- und Schulungsraum mit Trennscheiben für Beratungszwecke ausgestattet. Eine offene Sprechstunde sei leider aber vorerst nicht möglich, bedauert die Integrationsmanagerin. Persönliche Beratungstermine müssten vorab vereinbart, unter Einhaltung der Hygiene- und Kontaktauflagen abgehalten und streng dokumentiert werden. "Einige unserer Berater und auch viele ehrenamtliche Helfer gehören zur Corona-Risikogruppe - das kommt für uns erschwerend hinzu", gibt Svenja Gatter zu bedenken. Dennoch sollen Projekte langsam wieder anfahren und verschobene Veranstaltungen oder auch Ferienangebote neu überdacht und organisiert werden.
Rettungsanker in Aulendorf
Auch in Corona-Zeiten finden im Hofgarten-Treff in Aulendorf unter Einhaltung aller Kontakt- und Hygieneregeln Face-to-Face-Beratungen statt. Caritas Bodensee-Oberschwaben
Mit erschwerten Rahmenbedingungen und einem steigenden Beratungs- und Unterstützungsbedarf sieht sich die Caritas-Integrationsmanagerin im Hofgarten-Treff in Aulendorf, Andrea Rück, konfrontiert. Über 400 teils sehr intensive und komplexe Beratungen wurden seit Jahresbeginn schon durchgeführt. Da Face-to-Face-Termine im Zuge der Corona-Krise ausgesetzt werden mussten, sei man auf Telefon und E-Mail sowie Briefkasten-Kommunikation ausgewichen. "Wir beraten, sofern erforderlich und möglich, auch mit gebührendem Abstand an der Tür oder durch das offene Fenster", berichtet sie. Darüber hinaus sei ein Beratungsplatz mit Trennscheibe im Hofgarten-Treff eingerichtet worden. Es habe sich gezeigt, dass Sprachbarrieren und Verständnisprobleme im persönlichen Austausch leichter überwunden werden könnten als am Telefon oder via Internet, so die Integrationsmanagerin. Mittlerweile gehe man Schritt für Schritt in Richtung Normalität. "Wir sind für viele ein Rettungsanker", sagt sie und berichtet von Arbeits- und Wohnungsproblemen, Schwierigkeiten bei Antragsstellungen, finanziellen Sorgen und Existenzängsten der Ratsuchenden, die aus allen Altersgruppen und Familienkonstellationen kommen. Jetzt würden auch die Sprachkurse wieder starten. "Da es noch immer keine verlässliche Kinderbetreuung gibt, stehen viele Kurs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer vor großen Herausforderungen", gibt Andrea Rück zu bedenken. "Auch hier unterstützen wir, wo immer es uns mit unseren Netzwerkpartnern möglich ist." Die Angebote werden langsam wieder geöffnet, so werden auch im Bereich der Familientreffarbeit die Regelangebote den gegebenen Bedingungen angepasst. "Die Besucher und Klienten freuen sich, wenn die bewährten Angebote wieder zur Verfügung stehen", so Andrea Rück.
INFO: Weitere Informationen und Kontakt:
Weingarten: Svenja Gatter, Integrationsmanagerin, Caritas Bodensee-Oberschwaben, Integrationszentrum Weingarten, Liebfrauenstraße 25, 88250 Weingarten, Telefon 0751 999234-10.
Aulendorf: Andrea Rück, Integrationsmanagerin Hofgarten-Treff, Caritas Bodensee-Oberschwaben,Schussenrieder Straße 1, 88326 Aulendorf, Telefon 07525 92149 66.