Noch Platz in der Herberge? Machet die Tore weit!
Christian Mayer sucht Wohnraum für einkommensschwache Mieter. Als Vertreter des Caritas-Verbands bürgt er dafür, dass den Vermietern kein Schaden entsteht.Christine King
Nach drei Versuchen klappt es. Christian Mayer geht ans Handy, ist aber schlecht zu verstehen. Lieber morgen reden? "Nein", lacht er, "da ist’s noch schlimmer, besser gleich, jetzt hab’ ich Zeit." Der Ravensburger ist ständig unterwegs. Als Projektverantwortlicher bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben für die Wohnraumoffensive "herein", bei der Vermieter und Mieter in insgesamt zehn Städten zusammengebracht werden sollen.
Ende September haben Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Christopher Schlegel von der Caritas einen entsprechenden Kooperationsvertrag für zwei Jahre unterzeichnet. Auch Pfarrer Karl Erzberger und die Kirchengemeinde St. Martin unterstützen die Sache. "Ich bin von dem Projekt ,herein‘ überzeugt und werde mich dafür engagieren und auf Leute zugehen", so Pfarrer Erzberger. Die Zusammenarbeit mit der Caritas in Leutkirch basiere auf einem effektiven Netzwerk mit kurzen Wegen. "Das ist eine gute Sache, denn wir brauchen dringend einflussreiche Multiplikatoren im Sozialraum, sie sind für unser Projekt überaus wichtig", so Christopher Schlegel dazu.
Was ist "herein" genau? Ein Projekt, das leerstehenden Wohnraum nutzbar machen will. Egal, ob es sich um ganze Häuser, einzelne Zimmer oder Wohnungen handelt. In vielen Städten gibt es leerstehende Wohnungen, deren Eigentümer aber eine Vermietung scheuen. "Viele Hausbesitzer haben schlechte Erfahrungen gemacht oder Angst vor dem falschen Mieter", sagt Mayer. "Wir treten da als Mieter auf und vermitteln so."
Hat man leeren Wohnraum gefunden, mietet die Caritas ihn befristet und zu marktüblichen Preisen an und untervermietet ihn an von der Caritas sozial begleitete Mieter. Auch nach Zustandekommen eines Mietvertrags begleitet die Caritas ihre Mieter weiter und schaltet sich frühestmöglich helfend ein, falls Unstimmigkeiten auftreten sollten. Im Mietvertrag übernimmt die Caritas zudem Garantien für eventuelle Schäden oder Mietausfälle und bietet den Vermietern so weitgehende Sicherheiten für das Mietverhältnis. "Wir haben bislang gute Erfahrungen gemacht", so Mayer. Viele Menschen - Mieter und Vermieter - im Umkreis von Friedrichshafen bis ins Allgäu sind anscheinend dankbar für diese Hilfe und nehmen das Angebot gut an.
In zehn verschiedenen Städten - Leutkirch ist die elfte - ist die Caritas mittlerweile Mieter. Der professionelle Projektpartner genießt großes Vertrauen. 50 Wohnungen sind auf diesem Weg bereits angemietet worden, etwa 140 Personen haben so Wohnraum gefunden. "Natürlich ist unser langfristiges Ziel ein Direktmietverhältnis von Vermieter und Mieter, aber das kann sich so in Ruhe entwickeln." Christian Mayer nennt die Vorteile: "Die Vermieter haben Sicherheit, bekommen ihr Geld und dazu unsere Unterstützung, wenn es Ärger gibt. Und erhalten die Wohnung im Originalzustand zurück, falls das Mietverhältnis beendet wird." Nachteile? In seinen Augen nur einer: "Wir orientieren uns am Mietspiegel." Aber er fügt hinzu: "Hier kann man mit Sicherheit Gutes tun."
Dieser "full service", so Mayer übers Gesamtpaket, kommt gut an. Und deshalb hat er viel zu tun. Fürs neue Jahr rechnet er mit weiteren 25 Wohnobjekten. Deshalb verspricht er sich gute Chancen, auch in Leutkirch zusätzlichen Wohnraum zu generieren. Leutkirch ist jetzt der erste kommunale Vertragspartner im Allgäu - und ein wichtiger Ankerpunkt, wie der Projektverantwortliche es nennt. Auch Pfarrer Erzberger ist zuversichtlich. "Wir sind sehr gespannt, was sich hier so tun wird."
Text Christine King / "LEUTEKIRCHE"
Info
Wer Türen öffnen will für Herbergssuchende, wende sich ans Pfarrbüro St. Martin oder direkt an die "Kirchliche Wohnraumoffensive Oberschwaben", Christian Mayer, Mobil: 0176/13625677, Telefon:0751/35908913 oder mayer.c@caritas-bodensee-oberschwaben.de