Premiere für einen „Ort der Begegnung“
Einen "Ort der Begegnung" wolle man schaffen", begrüßt Ewald Kohler von der Caritas Bodensee-Oberschwaben die Gäste zur ersten Ausgabe des "Cafè International" der Caritas in Weingarten. Die Idee, anstatt übereinander miteinander zu sprechen funktioniert an diesem Mittwoch bei Kaffee, Tee und Baklava schon ganz gut. Berührungsängste sind schnell überwunden und auch Probleme bei der Verständigung werden mithilfe des Smartphones schnell gelöst.
Das aber nicht alles so einfach sein wird, darüber ist man sich auch hier einig. Integration funktioniere nicht von heute auf morgen, so Martin Belser von der Caritas, sondern erfordere neben der Bereitschaft, Zeit zu investieren, vor allem auch Eigenmotivation. Zum Beispiel beim Erlernen neuer Sprachen. Auch deshalb müsse man perspektivisch denken.
Neuer Fokus im Flüchtlingsbereich
Stellen im letzten Jahr vor allem die Themen Erst- und Gemeinschaftsunterbringung die Kommunen vor große Herausforderungen, ändere sich deren Arbeit und Aufgaben nun, so Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald. Der Fokus müsse nun auf die Arbeitsmarktintegration sowie individuelle Unterbringung gelegt werden. Als eines von insgesamt elf Projekten unterstützt die Stadt das Projekt der Caritas deshalb mit Mitteln des Bundesprogramms "Demokratie leben" finanziell.
Doch um dem Ziel einer erfolgreichen Integration näher zu kommen, ist man bei der Caritas neben staatlicher Unterstützung auch auf zivilgesellschaftliches Engagement angewiesen. Über Menschen wie Heidi Ludwig freut man sich im Cafè International umso mehr. Mit dem Vorsatz "wegzukommen von den Zahlen und Bildern" der Berichterstattung im Fernsehen, kann sich die vor kurzem pensionierte Weingartnerin gut vorstellen, auch in Zukunft regelmäßiger Gast im Cafè International zu sein. Dies gilt auch für die Cousins Najibullah (19) und Shansoddin (18) aus Afghanistan, die seit September in Weingarten zur Schule gehen. Und wer weiß, vielleicht können sie beim nächsten Cafè International auch schon Kontakte knüpfen, die ihnen bei ihrem Wunsch, einmal eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf zu absolvieren, helfen können. Denn den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, das kommt für die beiden nicht infrage, wie sie im Gespräch erzählen. Genauso wenig wie für den 9-jährigen Muhamed, der mit seinen Eltern aus dem syrischen Aleppo fliehen musste und später einmal Arzt werden möchte.
Schwerpunkt Beratung
Dieses Cafè soll neben einem Ort interkulturellen Austauschs auch Beratungsstelle sein. ""Leichter und schneller Zugang zu individueller Beratung", wünscht sich Ewald Kohler. Neben zahlreichen ehrenamtlichen Helfern werden deshalb auch jede Woche Sozialarbeiter als Ansprechpartner für Fragen von Bürgern und Flüchtlingen anwesend sein. Ist das Interesse auch weiterhin so groß wie beim ersten Cafè International, wünschen sich die Organisatoren mittelfristig eine stufenweise Ausweitung des Angebots. Auf die Unterstützung der Stadt können die Veranstalter dabei schon einmal zählen. Das jedenfalls signalisiert der Oberbürgermeister.
(Artikel Schwäbische Zeitung vom 13.01.2017)
Das Cafè International findet jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr in den Räumen des "CariSina"-Cafès der Caritas Bodensee-Oberschwaben in Weingarten statt (Waldseerstr. 4, Rückseite Fairkauf).
Was ist das Cafe´ International?
Das Cafe` International soll ein kleines Integrationszentrum in der Stadt Weingarten werden. Insbesondere möchten wir mit diesem Projekt folgende Ziele verwirklichen:
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Das Cafe` International soll zu einem Treff/Ort der Begegnung werden für Menschen mit Fluchterfahrung, Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Weil es so ist, dass immer mehr Flüchtlinge ihre Gemeinschaftsunterkünfte verlassen müssen und in Anschlussunterbringungen kommen werden, möchten wir mit dem Cafe` eine Anlaufstelle schaffen in der Flüchtlinge sich mit einheimischen Bürgerinnen und Bürgern und anderen zugewanderten Menschen sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern treffen und miteinander ins Gespräch kommen können.
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Das Cafe` International soll zu einem Ort der Beratung und Hilfe werden. Hier sollen Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung Zugang zu Beratung und Unterstützung durch Sozialarbeiter der Caritas und durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, und wenn es klappt zukünftig auch durch weitere externe Stellen wie z.B. das Job-Center bekommen.
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Das Cafe` International soll sich zu einem interkulturellen Treff entwickeln. In diesem Treff sollen themenbezogene Bildungs- und Kulturveranstaltungen stattfinden, die das Miteinander ,den Respekt und die Toleranz von und zwischen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion aus Weingarten fördern. Als Kooperationspartner wird dabei das Katholische Bildungswerk unterstützen.
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Wie wird das Cafe` organisiert? Die Organisation des Cafes` wird durch ein Team sichergestellt, das sich aus ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie Menschen mit Fluchterfahrung zusammensetzt. Die Federführung dafür wird Frau Konz-Kopittke wahrnehmen. Das Cafe` wird vorläufig jeden Mittwoch von 17-20 Uhr geöffnet sein. Während der Öffnungszeit werden Sozialarbeiter der Caritas präsent sein und fachliche Hilfen anbieten. Ebenso werden ehrenamtliche Helferinnen und Helfer präsent sein.
Unser Ziel ist es das Cafe` stufenweise auszubauen. Möglich wird es aber nur sein, wenn es gelingt im Zentrum von Weingarten größere Räumlichkeiten zu finden und zu finanzieren.
Die entstehenden Kosten werden aus Mitteln des Programms "Demokratie leben" und aus Caritasmitteln gedeckt.